Medizinklimaindex: Ärzte gelassener als vor einem Jahr

Trotz befürchteter dritter Corona-Welle nur leichter Rückgang auf -1,4

Obwohl die Covid-19-Pandemie noch nicht überwunden ist, zeigt sich der MKI im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil.

Hamburg, 19. April 2021 – Die niedergelassenen Ärzte, Zahn­ärzte und Psychologischen Psy­chotherapeuten in Deutschland schätzen ihre wirtschaftliche La­ge und Aussicht nur geringfügig pessimis­tischer ein als im Herbst 2020, obwohl derzeit eine dritte Welle der Covid-19-Pandemie erwartet wird. Der Medizinklimain­dex (MKI) sank seit der vorherigen Erhebung um drei Punkte auf einen Wert von -1,4. „Damit liegt er nun auf dem Niveau, das wir auch in den zwei Jahren vor der Pandemie beobachtet haben“, berichtet Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit. Der MKI gilt als Indikator für die wirtschaftliche Zuversicht der niedergelassenen Ärzte und wird seit 2006 halbjährlich von der Stiftung Gesundheit erhoben.

Stimmung der Ärzte seit Herbst weitgehend stabil

Portaitfoto des Forschungsleiters der Stiftung Gesundheit, grauhaariger Mann mit Brille, Krawatte und Schlips.
Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.

Als im vergangenen Mai die erste Welle der Covid-19-Pandemie durch Deutschland rollte, brach der MKI um 22,8 Punkte ein und verzeichnete damit den stärksten Rückgang seit Beginn der Erhebung vor 15 Jahren. „Von derart heftigen Reaktionen ist bei den Ärzten trotz einer diskutierten dritten Welle derzeit nichts zu spüren“, bilanziert Obermann. Nach der deutlichen Erholung im vergangenen Herbst habe sich die Lage stabilisiert: „Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist bei den niedergelassenen Ärzten nahezu gleich geblieben, und bei den Erwartungen für die Zukunft hat es vor allem Verschiebungen zwischen denjenigen Ärzten gegeben, die eine günstigere oder gleich bleibende Lage erwarten.“ Derzeit erwarte weniger als ein Drittel der Ärzte eine Verschlechterung – nur etwa halb so viele wie in der ersten Pandemie-Welle im Mai 2020. „Das mag sowohl Ausdruck von Erfahrung mit der Infektion wie auch einer kritischeren Bewertung der epidemiologischen Diskussion sein“, vermutet Obermann.

Hausärzte mit Zukunftssorgen, Fachärzte optimistisch

Bei der Betrachtung der einzelnen Fachgruppen zeigt sich, dass vor allem die Hausärzte ihre wirtschaftlichen Zukunftsaussichten pessimistisch sehen: Bei ihnen erwartet mehr als ein Drittel eine Verschlechterung in den kommenden sechs Monaten. „Das ist erheblich mehr als in den anderen Fachgruppen“, so Obermann. Dadurch liege der Fachgruppenindex der Hausärzte mit einem Wert von -10,1 derzeit an letzter Stelle.

Die Fachgruppenindices der Zahn­ärzte und Psychologischen Psy­chotherapeuten gingen ebenfalls zurück, wenn auch in geringerem Maße. Positiv entwickelte sich die Stim­mung dagegen bei den Fachärzten: Ihr Index stieg um 6,2 Punkte an und liegt nun zum ersten Mal seit Herbst 2017 wieder über Null (1,3).

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