Vollkommen überfüllte Erstaufnahmeeinrichtungen, in denen Flüchtlinge unter teilweise furchtbaren Bedingungen leben müssen, gelangen immer wieder in die Schlagzeilen. So auch 2014 in Heidelberg. Dort setzt sich seither ein Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. med. Rainer Holm-Hadulla für das Wohl von Flüchtlingskindern ein. Für sein Ehrenamt erhält der Psychologe und Psychiater nun das Dr. Pro Bono-Siegel der Stiftung Gesundheit.
Wie engagieren Sie sich?
Ich leite derzeit das Projekt „Frühe Entwicklungshilfen für Flüchtlingskinder“. Darin nehmen wir uns der sehr schwierigen Situation der Kinder im Patrick-Henry-Village in Heidelberg an. In dieser Erstaufnahmeeinrichtung haben bis zu 5000 Flüchtlinge unter teilweise furchtbaren Bedingungen gelebt.
Wie lange kümmern Sie sich schon um diese Kinder?
Ende 2014 wurde der Pfarrer Axel Klaus auf die Lage aufmerksam. Damals haben wir begonnen, eine tägliche zweistündige Spielstunde einzurichten und mit Freiwilligen zu betreiben. Bald darauf konnten wir den Träger der Einrichtung überzeugen, mehrere hauptamtliche Helfer einzustellen. Tatsächlich konnte damit die Spielstunde ganztägig durchgeführt werden. Allerdings waren die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen hoffnungslos damit überfordert, täglich bis zu hundert Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren adäquat zu betreuen.
Wie begegnen Sie als Psychologe und Psychiater diesem Problem?
Ich habe ein Projekt mit Heidelberger Psychologie-Studierenden ins Leben gerufen. Im Moment arbeiten zehn von ihnen als wissenschaftliche Hilfskräfte für das Projekt. Zum Wintersemester 2018 hat die Universität nun die studentische Kinderbetreuung in das psychologische Regelstudium integriert.
Warum ist Ihnen dieses Projekt so wichtig?
Die Kinder sind nun einmal da. Sie verdienen jenseits aller politischen Meinungen ein Minimum an menschlicher Zuwendung. Auch wenn sie in ihre Heimatländer zurückkehren, ist es wichtig, dass sie hier anständig und freundlich behandelt werden. Diese menschliche Zuwendung wird nicht vergessen, und vielleicht werden viele sie als Botschafter weitertragen.
Was sind die nächsten Schritte?
Im Moment suchen wir weitere Sponsoren, um das Projekt dauerhaft anzulegen. Wir möchten so auch eine fachliche Begleitung der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und der Studierenden finanzieren.
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