Im Interview

Zahnmediziner Strößner: „Medizinische Versorgung darf nicht vom sozialen Status abhängen“

Dr. med. dent. M. Sc. Sandro Strößner setzt sich dafür ein, dass hochwertige zahnmedizinische Versorgung nicht vom sozialen Status abhängt. Deshalb behandelt er Menschen in akuten Notlagen unentgeltlich. Sein Engagement verbindet medizinische Hilfe mit Menschlichkeit – dafür wird seine ehrenamtliche Tätigkeit von der Stiftung Gesundheit mit dem Dr. Pro Bono-Siegel ausgezeichnet.

Warum und seit wann setzen Sie sich für das Gemeinwohl ein?

Mir war es schon immer ein persönliches Anliegen, über meine reguläre Praxistätigkeit hinaus Menschen zu helfen, die sich eine hochwertige zahnmedizinische Behandlung nicht leisten können. Ich bin überzeugt: Medizinische Versorgung darf nicht vom sozialen Status abhängen.

Privat: Dr. sandro Stößner

Was tun Sie dabei genau?

Ich behandle in meiner Zahnarztpraxis regelmäßig Patientinnen und Patienten, die sich in akuten sozialen Notlagen befinden, unentgeltlich. Das betrifft unter anderem Geflüchtete, Obdachlose oder Menschen ohne Krankenversicherung. In diesen Fällen geht es oft um Schmerzfreiheit, Würde und Lebensqualität – Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten.

Darüber hinaus möchte ich beispielhaft unsere jährliche Weihnachtsaktion nennen: Gemeinsam mit meinem Team beschenken wir Kinder in Heimen sowie sozial benachteiligte Familien mit altersgerechten Präsenten – individuell zusammengestellt, liebevoll verpackt, persönlich übergeben. Uns ist wichtig, echte Freude zu stiften, die über das Materielle hinausgeht.

Haben Sie dabei mit Hürden zu kämpfen? Was würde Ihnen die ehrenamtliche Arbeit erleichtern?

Die größte Herausforderung liegt in der Identifikation wirklich hilfsbedürftiger Menschen. Es fehlt an strukturierten Schnittstellen zwischen medizinischen Versorgern und sozialen Einrichtungen, die solche Patienten gezielt zu uns lotsen könnten. Auch rechtliche Fragen zur Absicherung solcher Behandlungen sind oft unklar.

Planen Sie weitere ehrenamtliche Projekte?

Ja, wir möchten künftig die zahnmedizinische Aufklärung in Jugendhilfeeinrichtungen anbieten. Prävention beginnt früh – und sollte dort ansetzen, wo sie sonst zu kurz kommt. Zudem möchten wir die Weihnachtsaktion ausweiten.

Wo sehen Sie noch Bedarf?

Der größte Bedarf besteht dort, wo gesellschaftliche Teilhabe erschwert ist: bei wohnungslosen Menschen, in sozialen Brennpunkten und in Einrichtungen, in denen sich oft niemand für die zahnmedizinische Versorgung verantwortlich fühlt. Hier kann niederschwellige Hilfe einen enormen Unterschied machen – fachlich wie menschlich.

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