Seit 2006 erhebt die Stiftung Gesundheit regelmäßig die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der ambulanten Versorgung. Von 2006 bis Frühjahr 2023 erschien die Studienreihe unter dem Namen Medizinklimaindex, mittlerweile trägt sie den Namen Stimmungsbarometer Ärzte.
Das Stimmungsbarometer gibt differenziert Auskunft darüber, wie die niedergelassenen Ärzte in Deutschland ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Entwicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten. Die Stimmung der Leistungserbringer wird analog zum Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft des ifo Instituts (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.) ermittelt. Sie ergibt sich aus dem Mittelwert der Salden der wirtschaftlichen Lage und der Erwartung für die kommenden sechs Monate (siehe weiter unten für Details).
Bis einschließlich 2021 erschien die Studienreihe halbjährlich im Frühjahr und Herbst. Seit 2022 erhebt die Stiftung Gesundheit die Stimmung quartalsweise, um die Entwicklung noch differenzierter abbilden zu können.
Zum selben Zeitpunkt wurde die Erhebung auf nichtärztliche Heilberufe in der ambulanten Versorgung ausgeweitet, deren Ergebnisse im Stimmungsbarometer Heilberufe veröffentlicht werden.
Für die Erhebung werden derzeit folgende Gruppen herangezogen:
Gruppe Ärzte mit den Untergruppen:
niedergelassene Hausärzte
niedergelassene Fachärzte
niedergelassene Zahnärzte
niedergelassene Psychologische Psychotherapeuten
niedergelassene Heilpraktiker
niedergelassene Physiotherapeuten
niedergelassene Hebammen und Geburtshelfer
niedergelassene Logopäden
niedergelassene Ergotherapeuten
Apotheker aus stationären Apotheken
Im Rahmen der Erhebung wird für jede Berufsgruppe eine repräsentative geschichtete Zufallsstichprobe aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung angeschrieben:
Zusätzlich wird für jede Ausgabe ein stetig wachsendes Panel von Ärzten und Heilberuflern angeschrieben, die regelmäßig an der Befragung teilnehmen. Durch die spätere Gewichtung (vgl. Berechnung der Stimmung) wird eine Verzerrung der Ergebnisse durch stärker im Panel vertretene Gruppen wirksam verhindert. Die exakte Anzahl der zusätzlich angeschriebenen Leistungserbringer für die jeweilige Ausgabe der Befragung wird zusammen mit den Ergebnissen veröffentlicht.
Die Befragung für das Stimmungsbarometer erfolgt jeweils zu Beginn des letzten Monats eines Quartals, also Anfang März, Anfang Juni, Anfang September und Anfang Dezember.
Die Einladungen zur Befragung werden per E-Mail versandt und enthalten jeweils einen persönlichen Link zu einem Online-Fragebogen, der eine einmalige Teilnahme ermöglicht. Aus Rücksicht auf den Praxisbetrieb wird nicht nachgefasst, und es werden ausdrücklich keinerlei Anreize zur Beantwortung ausgelobt.
Nach einer Laufzeit von einer Woche wird die Befragung geschlossen.
Die Ergebnisse der Befragung sind repräsentativ. Aufgrund der hohen Zahl angeschriebener Leistungserbringer ergeben sich auch bei relativ geringen Rücklaufquoten hinreichend viele Responder. Es gibt keine Hinweise auf einen Bias (systematische Verzerrung). Die exakten Werte für die Anzahl der validen Fragebögen, die Rücklaufquote und das Konfidenzniveau werden in jeder Einzelausgabe zusammen mit den Ergebnissen veröffentlicht.
Der Fragebogen für das Stimmungsbarometer umfasst drei inhaltliche Fragen:
Die Teilnehmer der Befragung haben dabei die Möglichkeit, einzelne Fragen unbeantwortet zu lassen.
Zusätzlich enthält der Fragebogen statistische und organisatorische Fragen sowie einen Fragenblock für die Studienreihe Im Fokus, deren Ergebnisse separat veröffentlicht werden.
Die Antworten des Online-Fragebogens werden vor der Auswertung einer Bereinigung unterzogen. Fehlerhafte und offenkundig unplausible Antworten werden nicht berücksichtigt.
Die Berechnung der Stimmung erfolgt analog zur Berechnung des ifo-Geschäftsklimas.
In jeder Untergruppe von Leistungserbringern werden zunächst die Antworten aggregiert und die jeweiligen Salden der Lage und Erwartung berechnet. Der Saldowert der aktuellen Lage entspricht dabei der Differenz der Prozentanteile der Antworten „gut“ und „schlecht“. Der Saldowert der Erwartung entspricht der Differenz der Prozentanteile der Antworten „günstiger“ und „ungünstiger“.
Um die Stimmung der Ärzte bzw. der Heilberufler zu ermitteln, werden die Salden der betreffenden Untergruppen für Lage und Erwartung entsprechend ihrer Anteile an der Grundgesamtheit der Ärzt bzw. Heilberufler gewichtet, um ein repräsentatives Stimmungsbild zu erhalten.
Aus den gewichteten Salden für die Lage bzw. die Erwartung wird anschließend analog zum ifo-Geschäftsklima die Stimmung für das betreffende Quartal berechnet:
Die so berechneten Salden für das Stimmungsbarometer können einen Minimalwert von -100 und einen Maximalwert von +100 erreichen.
Im Gegensatz zum ifo-Geschäftsklima werden die Salden für nicht saisonbereinigt, da Saisoneffekte in der ambulanten Versorgung nicht bei allen Leistungserbringer:innen in vergleichbarem Maße oder zum gleichen Zeitpunkt auftreten.
Die grafische Darstellung des Stimmungsbarometers zeigt eine fünfteilige Skala, die folgenden Werten entspricht:
Rot = Werte unter -30
Hellrot = Werte zwischen -30 und -10
Gelb = Werte zwischen -10 und +10
Hellgrün = Werte zwischen +10 und +30
Grün = Werte über +30
Die Grenzen wurden unter Berücksichtigung des tatsächliche Wertespektrums aller vergangenen Ausgaben der Befragung gewählt. Die Festlegung der Grenze zu den als extrem einzustufenden Werten (Rot/Grün) orientierte sich an den tatsächlichen Stimmungswerten in den Krisenhochphasen der vergangenen Jahre. Der Neutralpunkt liegt bei einem Wert von 0 in der Mitte der Skala.
Für den Vergleich mit dem ifo-Geschäftsklimaindex wird bei den Ärzten zusätzlich ein Indexwert der Stimmung berechnet. Dafür wird der Stimmungs-Saldo analog zur ifo-Berechnungsweise auf den Durchschnitt eines Referenzjahrs (derzeit 2015) normiert:
Die wirtschaftliche Stimmung pendelt dadurch um den Wert 100, der dem Durchschnittssaldo des Referenzjahrs 2015 entspricht. Werte über 100 bedeuten, dass der Stimmungsindex höher als der Durchschnitt des Referenzjahrs liegt.
Für Heilberufler ist eine entsprechende Indexdarstellung derzeit nicht möglich, da keine Werte aus dem Referenzjahr 2015 vorliegen und die beschriebene Normierung damit nicht durchführbar ist.
Aufgrund der in 2022 erfolgten Anpassungen im Berechnungsverfahren und der Umstellung auf die Normierung auf das Basisjahr 2015 wurden alle Erhebungen rückwirkend neu berechnet, um die Werte vergleichbar darstellen zu können.
Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann
Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD)
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg