Heilberuflern stehen heute zahlreiche unterschiedliche Arbeitsmodelle offen: Sie können selbstständig oder angestellt arbeiten, in Vollzeit oder Teilzeit. Wir haben gefragt: Welche dieser Möglichkeiten werden in welchen Heilberufen bereits genutzt – und wie würde sich die Versorgungslandschaft verändern, wenn Heilberufler sich heute noch einmal neu entscheiden könnten?
Eine angestellte Tätigkeit ist bei Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Heilpraktikern und Logopäden bislang eher die Ausnahme: Weniger als 5 Prozent haben diese Beschäftigungsform gewählt. Bei den Hebammen und Geburtshelfern sind es 8,8 Prozent. Deutlich höher liegt der Prozentsatz bei den Apothekern mit 13,3 Prozent.
Hätten Heilberufler heute die Wahl, würde sich ein weitaus größerer Teil für eine angestellte Tätigkeit entscheiden: Mehr als die Hälfte der Apotheker (55,6 Prozent), rund ein Drittel der Hebammen (35,4 Prozent) und Physiotherapeuten (33,3 Prozent) würden in Betracht ziehen, die Selbstständigkeit aufzugeben. Auch jeweils etwa ein Viertel der Ergotherapeuten und Logopäden würden diese Entscheidung treffen.
Am wenigsten attraktiv ist die angestellte Tätigkeit für Heilpraktiker: Nur 14,3 Prozent wären daran interessiert, 85,7 Prozent bevorzugen die Selbstständigkeit.
Aus Sicht der Heilberufler, die sich für eine angestellte Tätigkeit entscheiden würden, spricht vor allem eines dafür: 86,1 Prozent erhoffen sich weniger Bürokratie durch den Wegfall von zeitraubenden Aufgaben wie beispielsweise Abrechnung und Steuerfragen.
Jeweils mehr als 80 Prozent sehen Vorteile durch das planbare und sichere Einkommen bzw. die Tätigkeit ohne unternehmerisches Risiko.
Auf Rang 4 mit 79,6 Prozent nannten die Heilberufler, dass sie sich als Angestellte mehr auf die tatsächliche heilberufliche bzw. pharmazeutische Tätigkeit konzentrieren könnten.
Für jeweils knapp drei Viertel spielt die klare Trennung zwischen Arbeitszeit und Familie bzw. die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine große Rolle.
Am seltensten wurde das Argument genannt, dass angestellte Heilberufler keine Verantwortung für Personalführung tragen müssten (48,2 Prozent)
Die Heilberufler, die auch weiterhin selbstständig arbeiten möchten, nannten als häufigsten Grund die berufliche Selbstbestimmung (94,3 Prozent).
Für jeweils mehr als drei Viertel sind flexible Arbeitszeiten durch die Gestaltung der Öffnungszeiten sowie die eigene Auswahl der Mitarbeiter wichtig.
Jeweils rund zwei Drittel nannten als Vorteile den Aufbau langfristiger Patientenbeziehungen bzw. ein persönliches Interesse an unternehmerischer Tätigkeit und Verantwortung.
Mehr als 60 Prozent halten zudem die wirtschaftlichen Chancen für attraktiver als im Angestelltenverhältnis.
Am seltensten genannt wurde das Argument, die eigene Praxis oder Apotheke diene der langfristigen Altersvorsorge.
Die Beschäftigung in Teilzeit ist derzeit bei Heilpraktikern am verbreitetsten (51,8 Prozent), gefolgt von den Hebammen und Geburtshelfern (39,7 Prozent). Am seltensten kommt sie bislang bei den Apothekern vor (11,6 Prozent).
Der Wunsch geht in vielen Heilberufen jedoch klar in Richtung Teilzeit: So würden beispielsweise 53,4 Prozent der Ergotherapeuten statt ihres Vollzeit-Jobs lieber in Teilzeit arbeiten. Dasselbe gilt für 46,5 Prozent der Apotheker.
Insgesamt ist der Anteil der Heilberufler, die weiterhin in Vollzeit arbeiten würden, bei den Physiotherapeuten am höchsten (51,2 Prozent), gefolgt von den Apothekern (41,9 Prozent). Am geringsten ist er bei den Hebammen (28,4 Prozent) und Ergotherapeuten (28,3 Prozent).
Erhebung: Repräsentative Erhebung mit einem Online-Fragebogen
Erhebungszeitraum: 5.–15. Juni 2025
Sample: Für jede Berufsgruppe wurde eine repräsentative geschichtete Zufallsstichprobe angeschrieben. Für die aktuelle Befragung erhielten 10.000 nichtärztliche Heilberufler aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung eine Einladung zur Befragung. Zusätzlich wurden 1.980 Heilberufler befragt, die sich zuvor zu einer regelmäßigen Teilnahme an der Befragung bereiterklärt hatten.
Rücklauf: 454 valide Fragebögen (Rücklaufquote 3,8 Prozent). Die Ergebnisse sind repräsentativ mit einem Konfidenzniveau von 95 % (Konfidenzintervall < ± 5 %).
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