Hamburg, 10.07.2025 – Die eigene Praxis – für Ärzte war sie einst das Ziel schlechthin. Fast ein Fünftel der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte würde heute jedoch eine angestellte Tätigkeit wählen, wenn sie sich noch einmal entscheiden könnten. Das zeigt die aktuelle Fokus-Befragung, die die Stiftung Gesundheit kürzlich in ihrem Stiftungsbrief vorgestellt hat.
„Die Daten bestätigen, was der Virchowbund seit Langem fordert: Die Rahmenbedingungen für die Niederlassung müssen dringend verbessert werden“, sagt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes, in seinem Gastkommentar: „Praxisärzte und -ärztinnen brauchen verlässliche Regeln, die nicht nach zwei Jahren schon wieder außer Kraft gesetzt werden. Der Tsunami an Kassenanfragen, Prüfaufträgen und Dokumentationsvorschriften muss gestoppt werden.“
Die Ärzte, die eine angestellte Tätigkeit favorisieren, nannten als Hauptargument, dass ihnen diese Beschäftigungsform die Möglichkeit gebe, sich auf die tatsächliche ärztliche Tätigkeit zu konzentrieren (94,0 Prozent). Neun von zehn Ärzten sehen außerdem ein geringeres Maß an Bürokratie, da sie sich als Angestellte nicht selbst um Abrechnung, Steuerfragen oder andere verwaltungstechnische Themen kümmern müssten. Für mehr als 80 Prozent spielt zudem das planbare und sichere Einkommen eine große Rolle.
Dr. Dirk Heinrich,
Bundesvorsitzender des Virchowbundes
Der größte Teil der niedergelassenen Ärzte würde sich allerdings auch heute wieder für die eigene Praxis entscheiden. Als Hauptgrund nannten 96,5 Prozent von ihnen die berufliche Selbstbestimmung. „Die Niederlassung bietet viel mehr Spielraum für die Arzttätigkeit und die eigene Entwicklung“, bestätigt Heinrich – zum Beispiel die freie Wahl von Diagnostik, Therapien und medizinischen Schwerpunkten oder die Möglichkeit, sich intensiver mit seinen Patientinnen und Patienten auseinanderzusetzen. „Die Niederlassung ist und bleibt daher für Ärztinnen und Ärzte der Goldstandard.“
Seit Anfang 2022 befragt die Stiftung Gesundheit einmal im Quartal die Leistungserbringer in der ambulanten Versorgung – je nach Thema ärztliche und/oder nichtärztliche – zu einem aktuellen Fokusthema. An der Befragung im 2. Quartal 2025 nahmen 761 Ärzte teil.
Nach ihrer Maxime „Wissen ist die beste Medizin“ setzt sich die Stiftung Gesundheit seit fast 30 Jahren für Transparenz, Verständlichkeit und Orientierung im Gesundheitswesen ein. Dazu zählen neben Analysen und Studien zur Versorgungslandschaft weitere Aktivitäten: So betreibt die Stiftung Gesundheit die Arzt-Auskunft, die auf dem Strukturverzeichnis der Versorgung basiert und Patienten bei der Suche nach passenden Ärzten unterstützt. Außerdem verleiht sie jährlich den Publizistik-Preis für herausragende journalistische Beiträge zu Gesundheitsthemen.
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