Mit Blick auf den bevorstehenden Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI) im kommenden Jahr können digitale Funktionen für Praxen von Heilmittelerbringern zunehmend an Bedeutung gewinnen. Doch welche digitalen Anwendungen bieten tatsächlich einen Mehrwert im Praxisalltag – und welche eher nicht? Um diese Fragen zu klären, hat die Stiftung Gesundheit im Auftrag des neu gegründeten Verbandes Heilmittelsoftware e. V. bereits zum zweiten Mal eine Umfrage unter Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Podologen durchgeführt.
Die digitale Hinterlegung von Befreiungsausweisen erhält bei den Heilmittelerbringer-Gruppen die größte Zustimmung – über 80 Prozent bewerten sie als sehr wichtig oder wichtig. Auch die Verwaltung der Versicherungsdaten der Patienten sowie deren Anschriften genießen mit jeweils knapp 80 Prozent eine hohe Relevanz als digitale Funktionen.
Mehr als zwei Drittel der Heilmittelerbringer stufen auch weitere Funktionen im Bereich Patientendaten als sehr wichtig oder wichtig ein – etwa den Versicherungsstatus oder die Auswahl des Hausarztes. Das Eingeben einer abweichenden Rechnungsadresse, Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte und das Angeben einer alternativen Heimadresse erachtet mindestens knapp über die Hälfte als relevant.
Die Verordnungsprüfung gilt für die deutliche Mehrheit der Befragten als wichtigste Funktion: 88,7 Prozent bewerten sie als sehr wichtig oder wichtig. Auch die automatisierte Ermittlung von Zuzahlungsstatus und -betrag schätzen viele als hilfreich ein. Die Möglichkeit, BG-, Privat- und Zahnarztverordnungen digital anzulegen, stößt ebenfalls auf große Zustimmung (75,3 Prozent).
Im Vergleich dazu fällt die manuelle Eingabe von Verordnungen deutlich ab: Fast 60 Prozent halten sie für sehr wichtig bzw. wichtig, während rund 16 Prozent sie als unwichtig einstufen.
Beim Thema Dokumentation gibt es klaren Zuspruch für die Möglichkeit der Freitextdokumentation je Behandlungstermin. Über 70 Prozent geben an, dass diese Funktion sehr wichtig oder wichtig ist. Ebenfalls als nützlich für den Praxisalltag bewerten über zwei Drittel das Medienarchiv für z. B. Fotos oder Scans.
Die Textbausteine schneiden bei den Befragten dagegen deutlich zurückhaltender ab: Knapp über die Hälfte (55,4 Prozent) hält sie für sehr wichtig bzw. wichtig. Fast ein Drittel zeigt sich neutral.
Mehr als zwei Drittel der Befragten schätzen eine geführte Anamnese mittels digitaler Funktion im Bereich der Befunderhebung als sehr wichtig oder wichtig ein. Auch die Kombination aus Freitexteingabe und editierbaren Checklisten stuft mehr als die Hälfte als relevant ein. Fachspezifische Tools wie wählbare Assessmenttests (51,5 Prozent), anatomische Zeichnungen (48,8 Prozent) oder aktuelle Evidenz zu Assessments (45,3 Prozent) finden dagegen vergleichsweise weniger Anklang – jeweils rund ein Drittel der Befragten bewertet sie als neutral oder unwichtig.
Bei den digitalen Funktionen für die Terminplanung steht ein einstellbares Terminraster an erster und wichtigster Stelle. 75,0 Prozent stufen es als sehr wichtig oder wichtig ein. Auch die Anzeige in Monats-, Wochen- oder Tagesansicht (73,0 Prozent) sowie die Verwaltung der Spalten je Therapeut (69,3 Prozent) bewerten viele der Befragten als wichtigen Baustein für ihren Praxisalltag.
Im Vergleich dazu zeigen sich die Teilnehmenden zurückhaltender gegenüber der automatischen Terminsuche (46,6 Prozent), der Anlage von Gruppen- und Einzelterminen (48,2 Prozent) sowie dem Ampelsystem zur Auslastungsanzeige, das etwas mehr als ein Drittel als wichtig einstuft
Erhebung: Repräsentative Erhebung mithilfe eines Online-Fragebogens
Erhebungszeitraum: 24.04.-09.05.2025, einmaliger Reminder nach einer Woche
Sample: 20.000 Heilmittelerbringer (Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Podologen) im repräsentativen Querschnitt aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung
Rücklauf: 308 valide Fragebögen (Rücklaufquote 1,8 Prozent). Die Ergebnisse sind repräsentativ mit einem Konfidenzniveau von 95% (Konfidenzintervall < ±6%).
Bildquellen: Datawrapper, Canva