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Das Stimmungsbarometer der niedergelassenen Ärzte hat sich im 1. Quartal 2025 leicht verbessert: Nach einem Anstieg um 1,3 Punkte liegt sie nun bei -24,3 Punkten. Damit liegt die Stimmung der Ärzte nun auf dem besten Wert seit rund zweieinhalb Jahren.

Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage sank zwar um 2,5 Punkte, dafür verbesserte sich die Erwartung für die kommenden sechs Monate um 4,5 Punkte.

Entwicklung der Stimmung in den ärztlichen Fachgruppen

Die Stimmung der Hausärzte verbesserte sich um 5,8 Punkte und verlässt damit nach einem Jahr den letzten Platz der ärztlichen Fachgruppen. Mit einem Wert von -28,6 liegt die Stimmung der Hausärzte nun leicht über der der Zahnärzte und Fachärzte.

Bei den Fachärzten sank die Stimmung dagegen um 3,2 Punkte und liegt nun auf einem Stimmungswert von -29,0.

Bei den Zahnärzten stieg die Stimmung in diesem Quartal geringfügig an (plus 0,4 Punkte). Mit einem Wert von -28,9 bleiben sie auf dem vorletzten Rang.

Keine Veränderung gab es bei den Psychologischen Psychotherapeuten (±0,0 Punkte): Als einzige Gruppe liegen sie im positiven Bereich mit einem Wert von 1,0 Punkten.

Wenig Bewegung bei den Negativfaktoren

Kaum Veränderungen gibt es bei den Faktoren, die sich negativ auf die Gesamtarbeitssituation der Ärzte auswirken. Auf dem ersten Platz liegen weiterhin Entscheidungen und Vorgaben von Politik und Selbstverwaltung, wenn auch mit fast acht Prozentpunkten weniger als im Vorquartal. Auf Rang zwei findet sich erneut die Digitalisierung, die sich bei 61,7 Prozent der Ärzte negativ auswirkt. Der Anteil der Ärzte, die sich von der übrigen Praxis-Administration beeinträchtigt fühlt (53,6 Prozent), ist leicht gestiegen.

Stimmung, Lage und Erwartung im Zeitverlauf

Wirtschaftliche Lage und Erwartung in den Fachgruppen

Vergleich mit dem ifo-Geschäftsklimaindex

Sowohl der ifo-Geschäftsklimaindex als auch der Stimmungsindex der niedergelassenen Ärzte sind im 1. Quartal 2025 gestiegen (ifo +2,0 Indexpunkte, Ärzte +0,7 Indexpunkte). Der Stimmungsindex der Ärzte liegt aktuell knapp oberhalb des ifo-Index.

Vergleich des Stimmungsindex der Ärzte mit dem ifo-Geschäftsklimaindex (Stand März 2025)

Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann,
Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.

Kommentar

Was kommt nach dem Regierungswechsel?

Bei der Stimmung der ambulanten Ärzteschaft lässt sich ein Trend zur Besserung konstatieren: Nach dem absoluten Tief im dritten und vierten Quartal 2023 ist sie bereits um fast 15 Punkte gestiegen. Die Gesamtlage ist jedoch immer noch schlecht – und wie sie sich weiter entwickelt, wird zu großen Teilen von dem Kurs der neuen Bundesregierung beeinflusst werden, die sich in diesen Tagen konstituiert. Im Wahlkampf gab es hinsichtlich der ambulanten Versorgung leider nur wenige konkrete Aussagen, diskutiert wurde vor allem über kontroverse Themen wie Migration und Verteidigungsfähigkeit. Die neue Regierung sollte jedoch das Gesundheitswesen nicht aus dem Blick verlieren, denn offene Baustellen gibt es auch dort reichlich.

Ein Beispiel: Die von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu deckenden Kosten steigen seit Jahren stärker als die beitragspflichtigen Löhne, Gehälter und Renten. Während das Ausgabenwachstum über dem Wirtschaftswachstum liegt, bleibt das Wachstum der beitragspflichtigen Einkünfte hinter dem Wirtschaftswachstum zurück. Der bisherige Lösungsansatz beschränkte sich in der Regel auf kosmetischen Änderungen und das Generieren zusätzlicher Einnahmen, vor allem durch das Anheben der Beitragssätze. Der Begriff „Sparen“ ist jedoch zu selten gefallen, eine systematische Analyse der Gründe höherer Ausgaben blieb ein Desideratum. Mittlerweile ist die erste Pflegekasse insolvent. Und eine dringend notwendige und sinnvolle Krankenhausreform wird zwischen Bund und Ländern zerrieben.

Der Trend zur Stimmungsaufhellung bei den Niedergelassenen kann nur anhalten, wenn sich dieses gesundheitspolitische Klima zum Besseren verändert. Einen großen Einfluss wird hierbei der Kurs der neuen Regierung haben. Noch fehlen konkrete politische Initiativen, aber wünschenswert wäre eine ausgewogene und gut durchdachte Reformagenda, die die Belange der Niedergelassenen berücksichtigt und versucht, Anregungen für innovative Versorgungsformen zu geben – und diesen dann auch eine Chance gibt.

Methodik

Erhebung: Repräsentative Erhebung mithilfe eines Online-Fragebogens

Erhebungszeitraum: 05.–12. März 2025

Sample: Für jede Berufsgruppe wurde eine repräsentative geschichtete Zufallsstichprobe angeschrieben. Für die aktuelle Befragung erhielten insgesamt 10.000 niedergelassene Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Psychologische Psychotherapeuten aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung eine Einladung zur Befragung. Zusätzlich wurden 2.453 Ärzte angeschrieben, die regelmäßig an der Befragung teilnehmen.

Rücklauf: 749 valide Fragebögen (Rücklaufquote 6,0 Prozent). Die Ergebnisse sind repräsentativ mit einem Konfidenzniveau von 99% (Konfidenzintervall < ±5%).

Über das Stimmungsbarometer

Seit Anfang 2022 erhebt die Stiftung Gesundheit parallel zur wirtschaftlichen Stimmung der niedergelassenen Ärzte auch die wirtschaftliche Lage und Erwartung der Heilberufler. Das Stimmungsbarometer Heilberufe gibt differenziert Auskunft darüber, wie die sechs größten Gruppen der niedergelassenen Heilberufler in Deutschland ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Entwicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten.

Die Stimmung der Heilberufler wird analog zum Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft des ifo Institutes (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.) erhoben: Aus den Antworten zur Einschätzung der aktuellen Lage und zur Erwartung werden zunächst Salden für Lage und Erwartung gebildet. Die einzelnen Gruppen werden dabei entsprechend ihres Anteils an der Grundgesamtheit gewichtet, um ein repräsentatives Stimmungsbild zu erhalten. Der Wert für die Stimmung der Heilberufler entspricht dem Mittelwert der Salden für die aktuelle Lage und die Erwartung. Mehr Details finden Sie auf unserer Seite Methodik und Berechnung.