Die Stimmung der niedergelassenen Ärzte ist 3. Quartal 2025 um 8,0 Punkte gesunken und liegt nun bei einem Stimmungswert von -25,1. Damit ist der zuletzt beobachtete Aufwärtstrend vorerst unterbrochen.

Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage sank um 4,9 Punkte, die Erwartungen für die kommenden Monate um 10,5 Punkte.

Entwicklung der Stimmung in den ärztlichen Fachgruppen

Im 3. Quartal 2025 sank die Stimmung in allen beobachteten ärztlichen Fachgruppen.

Am stärksten brach die Stimmung der Hausärzte ein: Mit einem Minus von 15,1 Punkten fielen sie mit einem Stimmungs-Wert von -33,4 auf den letzten Platz der betrachteten Fachgruppen zurück.

Bei den Zahnärzten ging die Stimmung um 5,2 Punkte zurück und liegt nun auf einem Stimmungswert von -26,3.

Am geringsten fiel der Rückgang bei den Fachärzten aus: Ihre Stimmung büßte lediglich 2,5 Punkte ein. Mit einem Wert von -28,1 Punkten liegt diese Gruppe dennoch auf dem zweitletzten Platz.

Die Psychologischen Psychotherapeuten mussten zwar ebenfalls ein Minus von 4,2 Punkten hinnehmen, mit einem Stimmungswert von 0,7 liegen sie jedoch weiterhin im positiven Bereich.

Stärkere Belastung durch Einflüsse von außen

Im Vergleich zum Vorquartal hatten Ärzte im 3. Quartal wieder stärker mit Negativ-Faktoren zu kämpfen: 71,3 Prozent der Ärzte gaben an, dass sich Vorgaben von Politik oder Selbstverwaltung sowie gesetzliche Regelungen negativ auf ihre Arbeitssituation ausgewirkt hätten. Im zweiten Quartal waren es lediglich 62,1 Prozent.

Zudem bemängeln 67,9 Prozent der Ärzte die Auswirkungen der Digitalisierung (Q2: 65,2 Prozent), 54,6 Prozent nannten die sonstige Praxis-Administration als Negativ-Faktor (Q2: 50,8 Prozent). Auch fast alle weiteren Bereiche wurden häufiger als Belastung benannt als im Vorquartal.

Stimmung, Lage und Erwartung im Zeitverlauf

Wirtschaftliche Lage und Erwartung in den Fachgruppen

Vergleich mit dem ifo-Geschäftsklimaindex

Im 3. Quartal 2025 ist der Stimmungsindex der Ärzte stärker gesunken als der ifo-Geschäftsklimaindex (ifo -0,7 Indexpunkte, Ärzte -4,0 Indexpunkte). Damit liegt der Index der Ärzte zum ersten Mal seit Mitte 2024 wieder unterhalb des ifo-Index.

Vergleich des Stimmungsindex der Ärzte mit dem ifo-Geschäftsklimaindex (Stand September 2025)

Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann,
Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.

Kommentar

Die Ernüchterung

Nach der Bundestagswahl im Februar 2025 und dem darauffolgenden Regierungswechsel bestand auch im Gesundheitssektor die Hoffnung auf einen Politikwechsel, der die bekannten strukturellen Probleme grundlegend angehen würde. Die neue Gesundheitsministerin Nina Warken stand als Symbol für diesen Wechsel. Das Ergebnis nach rund 150 Tagen Regierungsarbeit ist jedoch ernüchternd: Politisch-inhaltlich motivierte Änderungen sind kaum erkennbar, die Diskussion wird vor allem bestimmt von der immer deutlicher werdende Finanzkrise in der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Devise scheint damit weiterhin zu lauten: Reagieren statt agieren.

Deutlich wird dies zum Beispiel in der Frage der Leistungsbegrenzungen, die von der Ministerin nicht mehr ausgeschlossen werden, sowie in der Berufung der „FinanzKommission Gesundheit“. Die hochkarätige Expertise der FinanzKommission ist primär universitär und forschungsorientiert: Sechs der zehn Mitglieder sind Juristen oder Ökonomen. Erfahrungen aus der praktischen Versorgung vor Ort fehlen dagegen weitestgehend. Das Ziel der Kommission ist es, eine dauerhafte Stabilisierung der Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung zu erreichen – ein finanzpolitisches Ziel, das künftig die „unabhängige Variable“ darstellen wird. Oder andersherum betrachtet: Bevölkerungsgesundheit, Zugang zu Leistungen und optimierte Versorgung werden zu abhängigen Variablen, die sich dem finanzpolitischen Ziel unterordnen müssen.

Das ist enttäuschend für die ärztlichen Versorger und spiegelt sich im aktuellen Stimmungsknick in allen Fachgruppen wider. Wesentliche finanzielle Änderungen haben sich im letzten Quartal nicht ergeben, die administrative Belastung ist weitestgehend gleich geblieben – aber der Esprit einer Veränderung, die Hoffnung auf substanzielle Besserung ist weg. Schade.

Methodik

Erhebung: Repräsentative Erhebung mit einem Online-Fragebogen

Erhebungszeitraum: 1.-9. September 2025

Sample: Für jede Berufsgruppe wurde eine repräsentative geschichtete Zufallsstichprobe angeschrieben. Für die aktuelle Befragung erhielten insgesamt 10.000 niedergelassene Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Psychologische Psychotherapeuten aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung eine Einladung zur Befragung. Zusätzlich wurden 2.782 Ärzte angeschrieben, die regelmäßig an der Befragung teilnehmen.

Rücklauf: 671 valide Fragebögen (Rücklaufquote 5,2 Prozent). Die Ergebnisse sind repräsentativ mit einem Konfidenzniveau von 99% (Konfidenzintervall < ± 5%).

Über das Stimmungsbarometer

Das Stimmungsbarometer gibt differenziert Auskunft darüber, wie die niedergelassenen Ärzte in Deutschland ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Entwicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten. Diese Erhebung führt die Stiftung Gesundheit seit rund 20 Jahren durch. Zusätzlich fragen wir auch nach den Gründen für die Stimmungsentwicklung.

Die Stimmung der Ärzte wird analog zum Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft des ifo Institutes erhoben: Aus den Antworten zur Einschätzung der aktuellen Lage und zur Erwartung werden zunächst Salden für Lage und Erwartung gebildet. Die einzelnen Gruppen werden dabei entsprechend ihres Anteils an der Grundgesamtheit gewichtet, um ein repräsentatives Stimmungsbild zu erhalten. Der Wert für die Stimmung der Ärzte entspricht dem Mittelwert der Salden für die aktuelle Lage und die Erwartung. Mehr Details finden Sie auf unserer Seite Methodik und Berechnung.

Parallel zum Stimmungsbarometer der Ärzte erhebt die Stiftung Gesundheit seit Anfang 2022 auch die wirtschaftliche Stimmung der Heilberufler.