Die Stimmung der niedergelassenen Ärzte hat im 2. Quartal 2025 einen deutlichen Sprung nach oben gemacht: Das Stimmungsbarometer kletterte um 7,1 Punkte. Dabei verbesserte sich sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage (plus 5,5, Punkte) als auch die Erwartung für die kommenden sechs Monate (plus 8,5 Punkte).
Zum ersten Mal seit einem Jahr hat sich die wirtschaftliche Stimmung wieder in allen Fachgruppen verbessert:
Die Stimmung der Hausärzte stieg mit einem Plus von 10,4 Punkten am stärksten an. Insgesamt liegen sie nun mit einem Stimmungswert von -18,3 auf dem zweiten Rang der Fachgruppen.
Auch die Zahnärzte verzeichneten einen deutlichen Anstieg um 7,7, Punkte auf einen neuen Stimmungswert von -21,1.
Bei den Fachärzten fiel das Plus mit 3,4 Punkten geringer aus. Während sie im Vorquartal nahezu gleichauf mit den Haus- und Zahnärzten lagen, belegen sie nun mit einem Stimmungswert von -25,6 Punkten den letzten Platz der ärztlichen Fachgruppen.
Weiterhin an der Spitze bleiben die Psychologischen Psychotherapeuten (plus 4,0 Punkte): Mit einem Stimmungswert von 4,9 liegen sie als einzige Fachgruppe im positiven Bereich.
Eine Veränderung zeigt sich in diesem Quartal bei den größten Störfaktoren, mit denen Ärzte im Alltag konfrontiert sind. Während in den vergangenen Quartalen stets Entscheidungen von Politik und Selbstverwaltung für den meisten Unmut sorgten, liegt dieses Mal die Digitalisierung auf Platz 1: 65,2 Prozent der Ärzte gaben an, dass sie sich negativ auf ihre Arbeitssituation auswirke. 62,1 Prozent nannten Entscheidungen „von oben“ als Negativ-Faktor, 50,8 Prozent die übrige Praxis-Administration.
Der Stimmungsindex der niedergelassenen Ärzte ist im 2. Quartal 2025 stärker gestiegen als der ifo-Geschäftsklimaindex (ifo +1,7 Indexpunkte, Ärzte +3,5 Indexpunkte). Der Stimmungsindex der Ärzte liegt damit weiterhin oberhalb des ifo-Index.
Vergleich des Stimmungsindex der Ärzte mit dem ifo-Geschäftsklimaindex (Stand Juni 2025)
Die Stimmung der niedergelassenen Ärzte hat im 2. Quartal 2025 einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Es liegt auf der Hand, dies mit dem Wechsel der Bundesregierung in Verbindung zu bringen.
Die vom bisherigen Minister Lauterbach angestoßenen Reformen, insbesondere im Bereich der Krankenhäuser, waren grundlegend und stießen auf den Widerstand der Länder und der verfassten Ärzteschaft. Nach einer insgesamt angespannten Stimmung zwischen Politik und Selbstverwaltung wird der neuen Ministerin Nina Warken jetzt ein großer Vertrauensvorschuss entgegengebracht.
Allerdings steht Ministerin Warken vor einer Herkulesaufgabe: Verglichen mit unseren Nachbarländern hat Deutschland im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt die höchsten Gesundheitsausgaben, aber zugleich die niedrigste Lebenserwartung in Westeuropa. Ministerin Warken muss also die Finanzen im Gesundheitswesen konsolidieren und zugleich eine deutliche Verbesserung von Zugang und Qualität erreichen.
Wie groß diese Herausforderung ist, bringt das Beschlussprotokoll des 129. Deutschen Ärztetages in Leipzig auf den Punkt: „Die Gesundheitsversorgung in Deutschland steht angesichts der demografischen Entwicklung in der Bevölkerung, dem zunehmenden Fachkräftemangel, einer außerordentlich schwierigen finanziellen Lage der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung sowie globalen Bedrohungen vor massiven Herausforderungen. Der Erhalt eines freiheitlich geprägten und zugleich solidarischen Gesundheitswesens erfordert mutige Reformen in allen Versorgungsbereichen.“
Bislang stehen in der politischen Diskussion vor allem Überlegungen zur Gewinnung von mehr Finanzmitteln im Vordergrund: Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze, Zusatzbeiträge für höhere Einkommen, Einbindung von Beamten in die GKV und auch eine Sozialversicherungspflicht für Minijobs. Optionen zur substanziellen Begrenzung von Ausgaben stehen dagegen nicht auf der Agenda, vom Ärztetag wird im Gegenteil die „Entbudgetierung aller fachärztlichen Leistungen“ gefordert.
Es bleibt also abzuwarten, ob die neue Gesundheitsministerin die mutigen Reformen anschieben kann, die jetzt gebraucht werden. Zu wünschen wäre es ihr – und uns allen.
Erhebung: Repräsentative Erhebung mithilfe eines Online-Fragebogens
Erhebungszeitraum: 05.–15. Juni 2025
Sample: Für jede Berufsgruppe wurde eine repräsentative geschichtete Zufallsstichprobe angeschrieben. Für die aktuelle Befragung erhielten insgesamt 10.000 niedergelassene Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Psychologische Psychotherapeuten aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung eine Einladung zur Befragung. Zusätzlich wurden 2.688 Ärzte angeschrieben, die regelmäßig an der Befragung teilnehmen.
Rücklauf: 770 valide Fragebögen (Rücklaufquote 6,1 Prozent). Die Ergebnisse sind repräsentativ mit einem Konfidenzniveau von 99% (Konfidenzintervall < ±5%).
Das Stimmungsbarometer gibt differenziert Auskunft darüber, wie die niedergelassenen Ärzte in Deutschland ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Entwicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten. Diese Erhebung führt die Stiftung Gesundheit seit rund 20 Jahren durch. Zusätzlich fragen wir auch nach den Gründen für die Stimmungsentwicklung.
Die Stimmung der Ärzte wird analog zum Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft des ifo Institutes (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.) erhoben: Aus den Antworten zur Einschätzung der aktuellen Lage und zur Erwartung werden zunächst Salden für Lage und Erwartung gebildet. Die einzelnen Gruppen werden dabei entsprechend ihres Anteils an der Grundgesamtheit gewichtet, um ein repräsentatives Stimmungsbild zu erhalten. Der Wert für die Stimmung der Ärzte entspricht dem Mittelwert der Salden für die aktuelle Lage und die Erwartung. Mehr Details finden Sie auf unserer Seite Methodik und Berechnung.
Parallel zum Stimmungsbarometer der Ärzte erhebt die Stiftung Gesundheit seit Anfang 2022 auch die wirtschaftliche Stimmung der Heilberufler.