Weniger Leistungserbringer:innen sehen das Gesundheitswesen als digitalisiert
Zahnärzt:innen sind die digitalisierteste Berufsgruppe
Psychologische Psychotherapeut:innen sehen geringsten Mehrwert von digitalen Prozessen
Mehrheit befürchtet Zunahme der täglichen Arbeitslast
Digitale Prozesse im deutschen Gesundheitswesen sollen Leistungserbringer:innen dabei helfen, medizinische Informationen für die Behandlung von Patient:innen schneller und einfacher zu erhalten und somit die Versorgung zu verbessern. Doch wie ist der aktuelle Stand bei der Digitalisierung aus Sicht der ambulant tätigen Leistungserbringer:innen?
Ärzt:innen und Heilberufler:innen haben im Jahr 2022 in einer repräsentativen Studie im Auftrag des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg) ihre Einschätzungen zur Digitalisierung im Gesundhwesen mitgeteilt. Um zu vergleichen, wie sich die Einstellung innerhalb eines Jahres entwickelt hat, haben wir im Frühjahr 2023 die Responder erneut befragt. Die wichtigsten Ergebnisse lesen Sie hier.
Weniger Leistungserbringer:innen sehen das Gesundheitswesen als digitalisiert
Die ambulanten Leistungserbringer:innen stufen den Digitalisierungsgrad im deutschen Gesundheitswesen noch geringer ein als im Vorjahr. Dabei sah schon im Jahr 2022 mehr als die Hälfte der Responder:innen das Gesundheitswesen überhaupt nicht bis weniger stark digitalisiert.
Diese Ansicht teilt vor allem die große Mehrheit der nichtärztlichen Heilberufler:innen: 73 Prozent von ihnen halten das Gesundheitswesen für überhaupt nicht bis weniger stark digitalisiert. Bei den Ärzt:innen sind es knapp zwei Drittel (63,5 Prozent), bei den Zahnärzten und Psychologischen Psychotherapeut:innen jeweils knapp über die Hälfte (51,2 Prozent resp. 55,3 Prozent).
Zahnärzt:innen sind die digitalisierteste Berufsgruppe
Bei der Einschätzung des Digitalisierungsgrads innerhalb der eigenen Berufsgruppe stehen die Zahnärzt:innen an erster Stelle: 43,0 Prozent halten ihre Gruppe für sehr stark bis eher stark digitalisiert. Auf Rang zwei folgen mit großem Abstand die Ärzt:innen: Hier sieht nur rund ein Viertel ihre Berufsgruppe als digitalisiert an. Am wenigsten ist die Digitalisierung bei den Psychologischen Psychotherapeut:innen (9,4 Prozent) und den Heilberufler:innen (3,6 Prozent) angekommen.
Psychologische Psychotherapeut:innen sehen geringsten Mehrwert von digitalen Prozessen
Das größte Potenzial der Digitalisierung sehen die nichtärztlichen Heilberufler:innen: Gut ein Viertel von ihnen gibt an, dass Digitalisierung die Patientenversorgung in ihrem Bereich verbessern könne. Am wenigsten Potenzial sehen die Psychologischen Psychotherapeut:innen mit 8,2 Prozent. Die Ärzt:innen und Zahnärzt:innen liegen mit ihrer Einschätzung dazwischen: Mit 17,6% beziehungsweise 19,8% schätzen sie das Potenzial für Verbesserungen in der Patientenversorgung durch Digitalisierung sehr ähnlich ein.
Mehrheit befürchtet Zunahme der täglichen Arbeitslast
Mehr als die Hälfte der Ärzt:innen und Psychologischen Psychotherapeut:innen glaubt, dass digitalisierte Prozesse die tägliche Arbeitslast künftig eher erschweren als erleichtern werden. Deutlich optimistischer zeigt sich die Gruppe der Heilberufler:innen: Hier rechnen nur 30,4 Prozent mit einer Erhöhung der Arbeitslast, während 31,0 Prozent mit einer Erleichterung rechnen.
Bei den Zahnärzt:innen ist die Mehrheit unentschlossen und gibt "teils, teils" an. Knapp 40 Prozent rechnen mit einem Mehraufwand, knapp 20 Prozent mit einer Erleichterung.
Methodik & Rahmendaten
Erhebung: Quantitative Befragung mithilfe eines Online-Fragebogens (Folgebefragung)
Erhebungszeitraum: März 2023
Sample: 3.079 Responder aus der Erststudie im Frühjahr 2022. Das Sample setzt sich aus einem repräsentativen Querschnitt von 45.000 ambulant tätigen Ärzten, Zahnärzten, Psychologischen Psychotherapeuten sowie nichtärztliche Heilberufler (Physiotherapeuten, Hebammen/Geburtshelfer) aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung zusammen.
Rücklauf: 704 valide Fragebögen (Rücklaufquote 22,86 Prozent)