Hier gelangen Sie zum Multimedia-Beitrag „Wir haben Depressionen“.
Depressionen sind in der Gesellschaft genauso weit verbreitet wie tabuisiert. Um Leser und Hörer für die Volkskrankheit zu sensibilisieren und das Schweigen zu brechen, starteten im Hochstift (Kreise Paderborn und Höxter) ein lokaler Radiosender und eine Lokalzeitung ein gemeinsames Projekt: Sie überzeugten 48 Betroffene aus der Region, Gesicht zu zeigen, über ihre Krankheit zu berichten und offen dazu zu stehen – und das in einer ländlichen Region, wo jeder jeden kennt. Die 48 Protagonisten sind zwischen 17 und 71 Jahren, es sind Männer und Frauen, sie leben teils am Existenzminimum und teils in sehr wohlhabenden Verhältnissen.
Die Recherche für das Projekt erstreckte sich über mehrere Monate. Dabei entstanden vielfältige und crossmediale Beiträge, die über zweieinhalb Tage ausgespielt wurden: Porträts, Hintergründe, Interviews, Videos und mehr.
„Wir wollten mit dem Projekt etwas schaffen, das bleibt“, so die Autoren. Und dies ist ihnen offenbar gelungen: „Wir haben Rückmeldungen bekommen, dass HörerInnen durch das Projekt den Mut hatten, eine Therapie zu beginnen. Und wir haben erfahren, dass sich durch das Projekt im Kreis Höxter eine zusätzliche Selbsthilfegruppe gegründet hat.“ Zudem wurde das Team mehrfach eingeladen, das Projekt bei öffentlichen Veranstaltungen im Hochstift vorzustellen. „Und wir haben tatsächlich unendlich viel Feedback bekommen: Wir erhielten zum Teil seitenlange Briefe, Mails, Anrufe und Social Media-Nachrichten.“
„Was zwei relativ kleine Regionalmedien hier mit ihren begrenzten Ressourcen für ihre Leser- und Hörerschaft aufbereitet haben, ist inhaltlich und handwerklich herausragend“, so das Fazit der Expertenjury: „Das Tabu-Thema Depression im sozialen Nahbereich mit so starken Protagonisten zu personalisieren, ist mutig, und die persönlichen Schicksale in ihrer ganzen gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Tragweite zu kontextualisieren, zeigt umfassende Recherche und großes handwerkliches Vermögen.“
„Das hat eine riesige Bedeutung. Es ist eine sehr große Wertschätzung für die Arbeit die man geleistet hat… und es freut uns, dass der ganzheitliche Ansatz geglückt ist.„
Sinah Jakobsmeyer, 33, ehemals Donhauser, hat 2012 ihr Herz ans Radio verloren. Von 2018 bis Anfang 2024 moderierte sie die Morningshow bei Radio Hochstift und gewann unter anderem 2020 und 2023 den Deutschen Radiopreis in den Kategorien „Beste Moderation“ und „Beste Programmaktion“.
Tobias Fenneker, 36, seit 2011 hauptberuflich als Journalist tätig, Erfinder der Kategorie ‚Anonyme Hinweise‘ bei Radio Hochstift, gewann unter anderem 2023 den Deutschen Radiopreis in der Kategorie ‚Beste Programmaktion‘, dazu fünf Auszeichnungen durch die Landesanstalt für Medien NRW, Initiator der Aktion ‚Wir haben Depressionen‘.
Lena Henning, 33, seit 2018 bei der Neuen Westfälischen in Paderborn, schreibt über alles, was in der Stadt passiert, aber am liebsten über Menschen und ihre Geschichten.
Mareike Gröneweg, 31, arbeitet seit fünf Jahren als Redakteurin bei der Neuen Westfälischen Paderborn. Sie schreibt über alles, was Paderborner bewegt.