Publizistik-Preis 2022: Platz 1 für „HerStory (1/4): Lebensgefahr – Frauen und Medizin“ von Julia Friedrichs, Andreas Spinrath und Nina Ostersehlte

Über Jahrhunderte erzählten und deuteten Männer Geschichte, waren Maß und Norm für Wissenschaft, Rechtsprechung und Ingenieurskunst – und auch für die Medizin. Die Dokumentation HERstory rückt die andere Hälfte der Menschheit in den Fokus: Nicht allein aus dem Wunsch nach Gleichbehandlung, sondern weil es im Extremfall tödlich sein kann, wenn Frauen im toten Winkel bleiben.

Portraitfoto Nina Ostersehlte.
Preisträgerin Nina Ostersehlte (Autorin, Recherche)
Portraitfoto Andreas Spinrath
Preisträger Andreas Spinrath (Autor, Archivbildrecherche)
Portraitfoto Julia Friedrichs.
Preisträgerin Julia Friedrichs (Autorin, Drehbuch, Recherche)

Weil Medizin und Forschung immer noch den Mann als Standard setzen, sterben Frauen, obwohl ihr Tod vermeidbar gewesen wäre. Sie sterben in Autos, die ausschließlich an männlichen Dummys getestet wurden. Sie sterben, weil Angehörige und Ärzte glauben, dass ein Herzinfarkt so aussieht, wie Hollywood es gelehrt hat: Der Mann ringt nach Luft und hält sich die Brust. Eine von Männern erzählte Geschichte mit Männern in den Hauptrollen und mit fatalen Folgen für die Frauen, für die diese Version der Geschichte die falsche ist. Denn der Herzinfarkt ist keine Männerkrankheit: Frauen haben häufig nur andere Symptome.

„Eine Dokumentation mit vielen Aha-Momenten über ein wichtiges Thema, das zu selten erzählt wird“, urteilt die Experten-Jury. „Der Film wechselt souverän zwischen Ernsthaftigkeit beim Thema und spielerisch-ironischer zeitgeschichtlicher Kontextualisierung und wird dabei niemals langweilig.“ Das Thema sei zudem gekonnt aufbereitet, zeitgemäß und mit vielen interessanten Fakten gespickt.

Julia Friedrichs studierte Journalistik in Dortmund und Brüssel. Seitdem arbeitet sie als Autorin von Reportagen und Dokumentationen für den WDR und das ZDF sowie das Redaktionsteam der Bild- und Tonfabrik docupy und schreibt für die ZEIT. Sie hat mehrere Bücher verfasst, unter anderem „Gestatten: Elite“, „Wir Erben“, und zuletzt „Working Class“ (2021). Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, etwa im Jahr 2019 den Grimme-Preis.

Andreas Spinrath ist freier Journalist und arbeitet als Reporter und Autor von Dokumentationen. Er war Mitarbeiter der Recherchekooperation WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung und hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Filme für die ARD gedreht. Seine Arbeit ist mehrfach ausgezeichnet worden.

Nina Ostersehlte, geboren 1990 in Bremen, studierte Medienkulturwissenschaften und Betriebswissenschaften an der Universität zu Köln und absolvierte anschließend das Programmvolontariat beim WDR. Seit 2016 arbeitet sie als Social Media Autorin bei Radiowellen wie 1LIVE, Cosmo und dem ARD Morgenmagazin und seit 2019 als Doku-Autorin für den WDR, die bildundtonfabrik, die ARD, ARD Mediathek und die Sportschau.

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Ein Statement der Preisträger können Sie hier ansehen: