Hamburg, 19. April 2023 – Sollten private Investoren Arztpraxen aufkaufen dürfen? Darüber wird aktuell viel diskutiert. Dass es sich dabei nicht nur um ein theoretisches Konstrukt handelt, zeigt die aktuelle Erhebung der Stiftung Gesundheit aus der Reihe „Im Fokus“: 11,7 Prozent der niedergelassenen Ärzt:innen haben bereits ein Kaufangebot erhalten. „Und mehr als ein Drittel aller Ärzt:innen würde ein solches Angebot in Erwägung ziehen, sofern die Konditionen stimmen“, berichtet Forschungsleiter Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann.
Facharztpraxen und Zahnarztpraxen besonders gefragt
Angebote erhielten vor allem Fach- und Zahnarztpraxen: 17,1 Prozent der Fachärzt:innen wurden schon von Investoren angesprochen. Bei Zahnärzt:innen sind es 14,8 Prozent, bei Hausärzt:innen 12,6 Prozent. Deutlich geringer ist dagegen das Interesse an den Praxen von Psychologischen Psychotherapeut:innen: Hier bekamen nur 4,0 Prozent ein entsprechendes Angebot.
„Finanz-Investoren sind weder Heilsbringer noch Untergang des Gesundheitswesens“
Forschungsleiter Obermann spricht sich für einen sorgsam abgewogenen Mix aus marktlichen und staatlichen Elementen aus, der es ermöglicht, Ressourcen sinnvoll und wirtschaftlich zu nutzen – „und zwar ohne sich dabei inhaltlich in die Therapieentscheidungen der Ärzte einzumischen.“ Finanz-Investoren seien dabei ebenso wenig Heilsbringer wie die Praxis in Privatbesitz ein Garant für Leistung und Qualität sei. „Und spätestens da, wo sich kein Nachfolger für eine Praxis finden lässt, ist ein Verkauf an einen Investor möglicherweise auch für die betroffenen Patienten eine bessere Lösung als eine komplette Schließung.“
Über die Reihe „Im Fokus“
Mit den Ad-hoc-Befragungen aus der Reihe „Im Fokus“ beleuchtet die Stiftung Gesundheit seit Anfang 2022 in jedem Quartal ein Thema, das Ärzt:innen und Heilberufler:innen in der ambulanten Versorgung aktuell bewegt. An der Befragung im März 2023 nahmen 1.661 Leistungserbringer:innen teil. Die Antwortquote lag bei 7,2 Prozent.
Über die Stiftung Gesundheit
Wissen ist die beste Medizin – angespornt von diesem Gedanken setzt sich die Stiftung Gesundheit mit Sitz in Hamburg bundesweit und unabhängig für Transparenz und Orientierung im Gesundheitswesen ein.
Neben ihren satzungsgemäßen Aufgaben führt die Stiftung Gesundheit kontinuierlich Studien durch, wie etwa seit 2005 die Studienreihe „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit“. Dabei erfasst die Stiftung Stimmung, Meinungen und Erfahrungen der Ärzteschaft und liefert Forschungsergebnisse zu aktuellen Fragestellungen.
Als Basis für zahlreiche Services dient das Strukturverzeichnis der medizinischen Versorgung, das die Stiftung mit großer Sorgfalt aktuell hält und stetig weiterentwickelt. Ebenso nutzen zahlreiche Lizenzpartner das Strukturverzeichnis – darunter Medienunternehmen, gesetzliche und private Krankenversicherungen, Bundesbehörden und Forschungseinrichtungen.
Die detaillierten Studienergebnisse finden hier.
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