Ad-hoc-Befragung: Energiekosten bringen rund 16.000 Ärzt:innen und Heilberufler:innen in Existenznot

Hamburg, 12. Januar 2023 – Die Energiekrise macht auch vor der ambulanten medizinischen Versorgung nicht halt: Mehr als 90 Prozent der Ärzt:innen und Heilberufler:innen berichten von spürbaren Auswirkungen in ihren Praxen. Das zeigt die jüngste Ad-hoc-Umfrage der Stiftung Gesundheit aus der Reihe „Im Fokus“.

Ad-hoc-Befragung: Energiekosten bringen rund 16.000 Ärzt:innen und Heilberufler:innen in Existenznot
Die gestiegenen Energiekosten treffen viele ambulante Praxen hart:
4,5 Prozent bangen sogar um ihre Existenz.

Krise bringt 16.000 Praxen in Existenznot

Portrait Studienleiter Prof. Obermann lächelnd
Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.

34,4 Prozent der Praxen beschreiben die Auswirkungen als erheblich, 4,5 Prozent sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. „Hochgerechnet auf die Gesamtheit der befragten Berufsgruppen würden somit derzeit etwa 16.000 Praxen akut um ihre Existenz bangen“, sagt Forschungsleiter Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann. „Sollte es zu Praxisschließungen in dieser Größenordnung kommen, wären die Folgen gerade in strukturschwachen Gebieten deutlich zu spüren.“

Gegenmaßnahmen: Temperatur senken, Verbrauch überwachen, Geräte abschalten

Um die steigenden Kosten bewältigen zu können, senken 70,4 Prozent der Ärzt:innen und Heilberufler:innen die Raumtemperatur in ihren Praxen. 65,2 Prozent überwachen vermehrt den Strom- und Gasverbrauch, und 53,4 Prozent sparen Energie, indem sie vorhandene Geräte nicht nutzen. Um die Energiekosten bezahlen zu können, verschiebt zudem ein Drittel der betroffenen Praxen geplante Anschaffungen. Ein knappes Drittel der Responder muss zudem bereits an finanzielle Rücklagen gehen.

Kürzungen bei Leistungen und Personal

In vielen Fällen reicht dies aber nicht aus: Zahlreiche Ärzt:innen und Heilberufler:innen berichten, dass sie wichtige Kurse oder Leistungen wie Hausbesuche aus Kostengründen nicht mehr anbieten können. Andere verkürzen die Öffnungszeiten ihrer Praxen. 7,2 Prozent gaben an, dass sie Personal entlassen mussten oder kurz vor diesem Schritt stehen, um die gestiegenen Energiekosten zu kompensieren.

Unterstützung für ambulante Praxen nötig

„Dass Praxen durch Energiepreissteigerungen in eine existenzbedrohliche Situation geraten ist problematisch, denn sie sind essentiell für eine flächendeckende, rundum verfügbare und vergleichsweise günstige Versorgung der Bevölkerung“, so Prof. Dr. Dr. Obermann. Er rät zu konkreten Maßnahmen, um die ambulanten Praxen zu unterstützen: „Diese wichtigen Strukturen durch unkontrollierte Energiekosten zu gefährden wäre gesundheitspolitisch nicht sinnvoll.“

Über die Reihe „Im Fokus“

Mit den Ad-hoc-Befragungen aus der Reihe „Im Fokus“ beleuchtet die Stiftung Gesundheit seit Anfang 2022 in jedem Quartal ein Thema, das Ärzt:innen und Heilberufler:innen in der ambulanten Versorgung aktuell bewegt. An der Befragung im Dezember 2022 nahmen 1.706 Leistungserbringer:innen teil. Die Antwortquote lag bei 6,4 Prozent.

Über die Stiftung Gesundheit

Wissen ist die beste Medizin – angespornt von diesem Gedanken setzt sich die Stiftung Gesundheit mit Sitz in Hamburg bundesweit und unabhängig für Transparenz und Orientierung im Gesundheitswesen ein.

Neben ihren satzungsgemäßen Aufgaben führt die Stiftung Gesundheit kontinuierlich Studien durch, wie etwa seit 2005 die Studienreihe „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit“. Dabei erfasst die Stiftung Stimmung, Meinungen und Erfahrungen der Ärzteschaft und liefert Forschungsergebnisse zu aktuellen Fragestellungen.

Als Basis für zahlreiche Services dient das Strukturverzeichnis der medizinischen Versorgung, das die Stiftung mit großer Sorgfalt aktuell hält. Ebenso nutzen zahlreiche Lizenzpartner das Strukturverzeichnis – darunter Medienunternehmen, gesetzliche und private Krankenversicherungen, Bundesbehörden und Forschungseinrichtungen.

Die Studie sowie die oben abgebildete Grafik finden Sie hier.

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