Ein Lächeln schenken: Dr. Sven Rinke hilft Opfern häuslicher Gewalt

Eine von vier Frauen in Deutschland hat mindestens einmal im Leben oder über viele Jahre hinweg Gewalt in der Partnerschaft erlebt. Sie alle tragen seelische und körperliche Verletzungen davon. Viele von ihnen werden dabei im Zahn- und Kieferbereich verletzt, können sich aber eine Behandlung der Schäden nicht leisten. Um den diesen Menschen zu helfen, setzt sich Dr. Rinke zusammen mit seinem Team und für die Aktion „Lächeln schenken!“ ein und bietet kostenlose zahnmedizinische Behandlungen an. Für dieses Engagement verleiht die Stiftung Gesundheit das Siegel Dr. Pro Bono.

Dr. Rinke, wie setzen Sie sich für das Gemeinwohl ein?

Als Gesellschafter der Praxisklinik für Zahnmedizin in Hanau leisten Dr. Michael Jablonski, Holger Ziebolz und ich gemeinsam mit unserem Team unseren Einsatz im Rahmen der Aktion „Lächeln schenken!“ des Vereins Wieder Lachen e.V.

Dieser Verein engagiert sich für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden, indem kostenlose zahnmedizinische Behandlungen und zahntechnische Versorgungen organisiert werden. Die Praxen und Dentallabore, die den Verein bundesweit unterstützen, leisten ihre Arbeit kostenlos – wir schenken also im wahrsten Sinne des Wortes ein Lächeln und behandeln im Schnitt drei bis fünf Frauen pro Jahr.

Seit wann sind Sie ehrenamtlich tätig?

Unsere Praxis sowie unser Labor sind schon seit der Gründung des Vereins im Jahr 2005 mit dabei.

Warum engagieren Sie sich in dieser Form?

Die Gründe für unser Engagement? Ganz einfach: Wenn man in der Lage ist, Menschen zu helfen, denen es nicht gut geht, sollte man das auch tun – am besten mit dem, was man am besten kann.

Planen Sie in Zukunft noch andere ehrenamtliche Projekte?

Wir planen ein Projekt im Zusammenhang mit der Arbeit von Wieder Lachen e.V. und entwickeln derzeit ein Konzept, um Zahnärztinnen und die Praxisteams im Umgang mit Gewaltopfern zu schulen. Gerade bei der Behandlung dieser Frauen spielt das Vertrauen, das wichtig für jeden Behandlungserfolg ist, eine noch größere Rolle. In der Praxis herrscht häufig Unsicherheit: Kann ich das Thema häusliche Gewalt überhaupt ansprechen? Wie spreche ich eine Patientin an, wenn ich den Verdacht habe, dass sie misshandelt wurde? Welche Informationen kann ich dann weitergeben, also Kontakt zu Frauenhäusern, Selbsthilfegruppen, Notfall-Telefonen usw.?

Wenn man sich die offizielle Statistik zum Thema häusliche Gewalt anschaut, ist das erschreckende Ergebnis, dass in Deutschland jede vierte Frau davon betroffen ist. Das Thema ist allgegenwärtig, aber immer noch tabu. Wir möchten dazu beitragen, dass es in die Öffentlichkeit rückt und nicht mehr verschämt in die Ecke gestellt wird mit Aussagen wie „das sind doch Einzelfälle, bedauerlich, aber Einzelfälle“ – denn es sind definitiv keine Einzelfälle, die nur in bestimmten sozialen Schichten auftreten.

Wo besteht aus Ihrer Sicht noch Bedarf an ehrenamtlicher, ärztlicher Arbeit?

Der Bedarf an ehrenamtlicher Arbeit ist groß und beschränkt sich nicht auf einen Bereich, eine Branche oder eine Zielgruppe. Wenn jeder ein bisschen beiträgt, kann man im Leben eines Menschen, der Unterstützung in seiner derzeitigen Lebenssituation braucht, einen immensen Unterschied bewirken.

Beitragsbild: Jude Beck | Unsplash